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Grußwort

Poetry on the Road

Liebe Literaturfreundinnen, liebe Literaturfreunde!

Ein Heimspiel der anrührenden Art trägt sich bei diesem internationalen Festival zu: Es ist zugleich schön und sinnig, dass der Poetry-Slammer Bas Böttcher in diesem Jahr erneut in seiner Geburtsstadt gastiert, genauer gesagt: beim hiesigen Hochamt für Lyrik. Der 48-jährige Künstler, der mittlerweile in Berlin lebt, hat die deutschsprachige Spoken-Word-Szene mitbegründet. Seine hohe Kunst – punktgenaues, geistreiches Dichten – führt Böttcher bei der 24. Ausgabe von „Poetry on the Road“ unter anderem bei einer hochkarätig besetzten Slam-Gala in der Bremer Shakespeare Company vor.

Vor 17 Jahren hat dieser anarchische Sprachartist für die Frankfurter Buchmesse eine Neuheit entwickelt, die einen Triumphzug sondergleichen antrat: eine Text-Box, die Bas Böttcher spaßeshalber Terrarium nannte; eine originelle, kompakte, multimediale, geheimnisvolle Bühne für live gesprochene Literatur. Mit diesem transportablen Kunstwerk tourte der vormalige Findorffer jahrelang um die Welt, als sei er gewissermaßen der David Guetta der Spoken-Word-Poetry.

Bas Böttcher ist nur einer unter vielen illustren Gästen der lyrischen Leistungsschau, die vom 23. bis 25. Juni ein halbes Dutzend Bremer Kulturstätten mit treibenden Sprechrhythmen beseelt, bei denen das geneigte Auditorium unweigerlich mitmuss. Die jüngste Auflage des von der Hochschule Bremen und Radio Bremen ausgerichteten Veranstaltungsreigens soll arrivierten Autoren der Weltliteratur ebenso eine Plattform bieten wie spannenden Neuentdeckungen. 16 Autorinnen und Autoren aus zwölf Ländern sind angekündigt. Auf dem erlesenen Programm stehen neben Slam-Poetry-Formaten und klassischen Lesungen auch Schreibwerkstätten für Studierende sowie für Schülerinnen und Schüler. Wegen großer Resonanz wieder im Programm ist das fahrradfreundliche Format „Poetry on the Bike“, an dem auch Bas Böttcher mitwirkt.

Ein Höhepunkt der Festspiele im Zeichen von Jambus und Trochäus, Daktylus und Anapäst ist besagte Gala im Theater am Leibnizplatz: Am 23. Juni treten beim traditionellen Lesemarathon vielgelobte Genre-Größen wie Maria Stepanova und Kinga Tóth, Jayrôme C. Robinet und Fiston Mwanza Mujila auf, die mit allen Kniffen der Verslehre vertraut sind.

Wieder hat „Poetry on the Road“ einen Kooperationspartner gewonnen, der Gedichte zu deren Entfaltung mit einem anderen Medium verschmilzt: Mit dem ZEBRA Poetry Film Festival, ausgerichtet vom Haus der Poesie Berlin, betrifft diese Zusammenarbeit einen weiteren Bereich angewandter Verdichtung: Gezeigt werden Kurzfilme, die Verskunst auf raffinierte Weise adaptieren. Ästhetischen Schauwert haben auch jene Plakate und Flyer, die für Festivalveranstaltungen werben, indem sie Gedichte auf raffinierte Art visualisieren.

Seit knapp einem Vierteljahrhundert steht dieses Fest des gesprochenen Wortes für Schönheit, Vielfalt und politische Bewegtheit zeitgenössischer Lyrik. Programmatisch fügt es sich damit trefflich, ja mustergültig zu Bremens poetischen Ambitionen, dem angestrebten Unesco-Titel „City of Literature“ wie auch dem geplanten Stadtmusikanten- und Literaturhaus. Mein herzlicher Dank gilt den Macherinnen und Machern von „Poetry on the road“ für ihr großes Engagement und ihre literarische Weltläufigkeit. Dem Festival, das so viele wertvolle Brücken schlägt, wünsche ich einen guten Verlauf!

Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte,
Präsident des Senats und Senator für Kultur